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Bei den Recherchen tauchen immer wieder Überraschungen auf. In dieser Rubrik werden solche Fundstücke gesammelt. Vielleicht inspirieren sie Interessierte, ihre Erfahrungen, Erkenntnisse oder Fotos zu teilen und manch vergessene Personen, Gegenstände oder Gebäude mit ihren Geschichten vorzustellen. Die aktuellsten Einträge stehen jeweils oben.

Brigadetagebücher der DDR

Wer erinnert sich heute noch an den Jürgen-Erbe-Chor oder die Fernsehmoderatorin Monika Unferferth? Sie traten bei Frauentagsveranstaltungen (z.B.) im Dresdner Kulturpalast auf. Auch dank Brigadetagebüchern sind sie unvergessen.

Unter der Überschrift “Rosen für unsere Frauen” hat das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Fundstücke zum Internationalen Frauentag im März 2021online gestellt. Es finden sich beispielsweise Überlieferungen aus dem Physiotherapeutischen Zentrum der Poliklinik Freiberg von 1988, dessen Feier im Schützenhaus stattfand, unter anderem “mit einer kurzen Ansprache, einer Nachtwäschemodenschau und einem kalten Buffet.”

Die Wissenschaftler*innen ordnen die Brigadetagebücher in den historischen Kontext. Zitat: “Sie bieten einen Einblick in den Ablauf der Feiern und in das Verständnis von Gleichberechtigung in der DDR. Sie offenbaren aber auch, wie sehr sich unser Verständnis von Gleichberechtigung in den dreißig Jahren seit dem Mauerfall verändert hat.”

Schon gewusst?

Die Brigade war die kleinste Arbeitsgruppe in den Betrieben und der Verwaltung. Dieses sozialistische Kollektiv war dabei nicht nur eine Arbeitseinheit, sondern organisierte auch Feiern, den Besuch kultureller Veranstaltungen oder übernahm die Patenschaft für eine Schulklasse.
Den Alltag der Brigaden wurde ab 1959 in Brigadetagebüchern festgehalten. Die Bandbreite reicht dabei von nüchternen Aufzählungen bis zu mehrseitigen Text-Bild-Kollagen mit Fotos, Trockenblumen, Zeitungsausschnitten und Eintrittskarten [...] Quelle: ISGV

5/2021

Handtuch “Gesundheitswesen”

DDR-Handtuch “Gesundheitswesen”

In wohl kaum einer Ambulanz fehlten die weißen Handtücher mit der grünen Inschrift “Gesundheitswesen”. Dieses Exemplar erwarb ich 2019 über Ebay von einer Zahnmedizinischen Fachangestellten, die erst nach der Wende in den Beruf umgeschult hatte. Birgit aus der Nähe von Chemnitz schrieb mir: “Meine Chefin arbeitete zu DDR-Zeiten in der Poliklinik. Sie und einige Ärzte kauften das Haus nach 1990 und starteten in die Selbstständigkeit.” Als die Zahnärztin in den Ruhestand ging, wurde die Praxis teilweise ausgeräumt und an die Nachfolgerin übergeben.

Hersteller mutmaßlich VEB Frottana

Offensichtlich wurde dieses gut gepflegte Handtuch benutzt, denn der Herstellerhinweis ist kaum noch zu entziffern. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt es aus dem VEB Frottana Großschönau, der nach einigen Nachwende-Turbulenzen auch heute noch Frottierwaren in alle Welt verkauft.

Leider ist selbst im Deutschen Damast- und Frottiermuseum kein Vergleichsexemplar vorhanden, wie mir Heiko Pavlik schrieb. Sobald es wieder möglich ist, wird vor Ort weiter recherchiert.

Recherchestand: 4/2021