Das ehemalige „Haus der Gesundheit“ in Berlin-Hellersdorf, nicht zu verwechseln mit dem „Haus der Gesundheit“ in der Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte, geistert mal wieder als „Lost Place“ durch die Medien. Mehrere Artikel berichten fast wortgleich, dass das „G“ von Gesundheit über dem Eingang herabgefallen ist. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der jüngste Artikel in der Berliner Zeitung vom 11. November 2025 ist mit Einstige Poliklinik vergammelt in Hellersdorf: „Das treibt die Bürger zur AfD“ überschrieben. Ein einstiger Mitarbeiter berichtet. Wir erfahren, dass der in der Nähe befindliche U-Bahnhof Kienberg früher nach einem Armeegeneral hieß, sich die Fachärzte die Röntgengeräte teilten und die Behandlung der Patienten untereinander abstimmten. Und dass es eine Notaufnahme mit Unfallchirurgie gab. Der Rest steht hinter der Bezahlschranke.
Erst im Juli 2025 hatte der Berliner Kurier über den seit zehn Jahren leerstehenden Schandfleck in Hellersdorf berichtet.
Das neue deutschland zog im August 2025 nach und titelte „Marzahn-Hellersdorf: Verfall statt Versorgung durch Ärzte“.
Die Story bewegt die Menschen jedoch schon viel länger.
Den m.E. informativsten Artikel zum Thema hat das Portal Marzahn-Hellersdorf LIVE. News.Informationen.Blaulicht, betrieben von einem Anbieter in NRW, mit Postfachadresse im Bezirk, unter der Überschrift Zukunftsvision für das „Haus der Gesundheit“ am Forum Kienberg im Juli 2024 veröffentlicht. Als Quellen werden ein Infoflyer des Abgeordneten Alexander J. Herrmann (CDU) und eine nicht mehr abrufbare Meldung des Clean up MaHe-Teams genannt.

HdG endlich sanieren! 2025 ist das G endgültig herabgefallen.
Im September 2023 forderte die Fraktion Die Linke des Bezirksverbands Marzahn-Hellersdorf das Bezirksamt auf, ihren im Dezember 2022 erneuerten Antrag zur Wiederaufnahme von Gesprächen mit dem Berliner Immobilienmanagement zur Sanierung des Hauses der Gesundheit aufzunehmen.
Am 27. April 2022 hatte Mario Czaja (CDU), damals Generalsekretär der CDU Deutschlands und Mitglied des 20. Deutschen Bundestages mit Direktmandat aus Marzahn-Hellersdorf, nicht nur eine bessere ärztlichen Versorgung im Bezirk, sondern auch Neues Leben für das „Haus der Gesundheit“ gefordert. Die von der Kassenärztlichen Vereinigung gegründete KV Praxis Berlin GmbH mit mittlerweile vier eigenen Praxen im Berliner Osten, ist immer noch auf der Suche nach Personal für die hausärztliche Versorgung in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick .
Im August 2020 schlug die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Marzahn-Hellersdorf dem Bezirksamt vor, „die Verhandlungen mit dem BIM wieder aufzunehmen, um zumindest eine teilweise Instandsetzung des „Hauses der Gesundheit“ zu prüfen.“
Im April 2020 hatte die Berliner Morgenpost berichtet: Kein Geld: Haus der Gesundheit steht weiter leer. (Beitrag hinter Bezahlschranke).
Eine Studie zur potenziellen Neunutzung des Hauses der Gesundheit in der Etkar-André-Straße 8 mit drei Varianten hatte die Obermeyer-Gruppe im Januar 2020 präsentiert. Eine davon hielt Betreutes Wohnen im Zusammenspiel mit Flächen für ein Gesundheitsamt für möglich.
Was ist das Besondere dieser einstigen Poliklinik in Berlin-Hellersdorf?

Dr. med. Heinrich Niemann (2021)
Es war die letzte in der DDR gebaute Poliklinik – eröffnet 1991/92. Bis 2014 fungierte sie als „Haus der Gesundheit“ und musste dann wegen Brandschutzmängeln schließen. Neben Arztpraxen befanden sich eine Apotheke, eine Physiotherapie-Praxis und das Gesundheitsamt in dem Haus.
Woher weiß ich das?
Aus einem Vortrag von Dr. med. Heinrich Niemann. Der Facharzt für Sozialmedizin amtierte zwischen 1992 und 2002 für die PDS als Gesundheitsstadtrat in Marzahn-Hellersdorf. Inmitten der Corona-Pandemie hielt er einen Vortrag über Polikliniken als bedeutendem Baustein des DDR-Gesundheitswesens. Kann noch jetzt – wenn auch in suboptimaler Qualität bei YouTube angesehen werden.
Screenshot: Dagmar Möbius
