Erstes kommunales MVZ nach neuem Recht in Ostdeutschland in Betrieb

Im Land Brandenburg gibt es über 100 Medizinische Versorgungszentren. Dennoch war die Eröffnung des Medizinischen Versorgungszentrums Gesundheitszentrum Baruth/Mark dem Brandenburgischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz eine Vorabpresseinformation wert. Zu Recht. Das Anfang Oktober 2021 in Betrieb genommene Haus ist das erste MVZ in kommunaler Trägerschaft in Ostdeutschland nach neuem Recht. Katrin Becker, Geschäftsführerin der gGmbH, hat Sprechstundenschwester.de erzählt, wie es dazu kam.

Nachhaltig auch in der Gesundheitsversorgung

4.225 Einwohner*innen lebten Ende 2020 in der brandenburgischen Stadt Baruth/Mark im Landkreis Teltow-Fläming, südlich von Berlin. Überregional bekannt ist bestenfalls die denkmalgeschützte Siedlung Baruth-Glashütte, bis 1980 ein Ort der Glasproduktion, heute ein lebendiges Museumsdorf. Seit 2019 ist Baruth/Mark die erste Nachhaltigkeitskommune Brandenburgs, das heißt, die Stadt möchte die Agenda-2030-Ziele für nachhaltige Entwicklung umsetzen. Das Anfang Oktober 2021 eröffnete kommunale Medizinische Versorgungszentrum hat Vorbildcharakter für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, betonten die brandenburgische Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Dr. MUDr./ČS Peter Noack, Vorsitzender des des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung.

MVZ = eine Säule eines Zukunftsprojektes

Die Sorge um ihre gesundheitliche Versorgung trieb viele Einheimische seit Jahren um. Dr. Peter Bischof (84), einer der beiden hausärztlich Tätigen sucht seit rund 20 Jahren ein*e Nachfolger*in für seine Praxis. „Ein Arzt mit Leib und Seele“, beschreibt Katrin Becker. So entstand 2018 die Idee des Zukunftsprojektes „Gesundheitshaus“. Das kommunale MVZ ist nur ein Teil davon. „Wir wollen die Leute nicht sonst wohin zur ärztlichen Behandlung schicken müssen“, begründet Katrin Becker. Das örtliche Frauennetzwerk, übrigens mit zwei Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung vertreten, besuchte ein ähnliches Gesundheitsprojekt in Mecklenburg-Vorpommern und ließ sich inspirieren. Petra Liesenfeld, eine leidenschaftliche Netzwerkerin und Ansprechpartnerin für das Zukunftsprojekt, hat noch viele Pläne: „Einbinden von komplementärmedizinischen und Präventionsangeboten, Gesundheitscafé, Gesundheitshotel und und und“.

Personal wird wertgeschätzt

Für die Patient:innen änderte sich mit der Eröffnung ihres nun kommunalen MVZ nicht viel. Sie besuchen ihre Hausärztin und ihren Hausarzt im bekannten Gebäude. Neu ist: die Stadt hat das 1995 von Dr. Peter Bischof gebaute Haus übernommen und das Personal, darunter derzeit zwei Schwestern, ist nun bei der Stadt angestellt. „Ein liebevolles Team“, lobt die Geschäftsführerin. Ohne das der Praxisbetrieb nicht laufen würde. Um die oft heikle Frage der Entlohnung redet Katrin Becker nicht herum. „Wir orientieren uns am Tarif und haben vor, das Personal zukünftig am Umsatz zu beteiligen. Wir wollen die Fachkräfte behalten und keinen Hungerlohn zahlen“, stellt sie klar.

Künftige Pläne

Perspektivisch sollen weitere Ärztinnen und Ärzte im kommunalen Gesundheitszentrum Baruth tätig werden. „Viele junge Mediziner*innen möchten heute in Teilzeit arbeiten und sich keine hohen Kredite ans Bein binden“, begründet Katrin Becker den Reiz des Angestelltenseins. Auch als AGNES 2 ausgebildete Fachkräfte sollen künftig zum Einsatz kommen. Ergänzende Fachrichtungen und eine Apotheke sollen hinzukommen. Das MVZ ist also bald zu klein. Deshalb werden aktuell bisher ungenutzte städtische Räume ausgebaut. Interessiertes Personal ist in Baruth herzlich willkommen.

 

Foto: Stadt Baruth/Mark

Bürgermeister Peter Ilk (Listenvereinigung Ortsteile Baruth) und Allgemeinmediziner Dr. med. Peter Bischof (links) freuen sich über das nun kommunale MVZ mit Vorbildcharakter.

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