Um den Jahreswechsel ist allerorten von guten Vorsätzen zu lesen. Man wünscht sich Gesundheit und Glück. Zwar haben sich die Unterschiede bezüglich des empfundenen Lebensglücks zwischen West und Ost stark angenähert, doch nach der Corona-Pandemie nehmen sie wieder zu. Herausgefunden hat das der Glücksatlas, die seit 2011 umfassendste und aktuellste, jährlich erscheinende, Untersuchung zum Lebensglück der Deutschen. Durchgeführt werden die Studien im Forschungszentrum Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Seit 2022 wird der Glücksatlas von der Süddeutschen Klassenlotterie herausgegeben.
Die 4 G des Glücks
„Warum wir glücklich sind, hat viele Gründe, die man systematisch als die 4 G des Glücks erfassen kann. Das erste G steht für Gesundheit und alles was damit objektiv und subjektiv zu tun hat. Das zweite G meint Gemeinschaft also Partnerschaft, Kinder, Freunde etc. Das dritte ist G wie Geld und die Freiheiten, die Geld ermöglicht. Das vierte G steht für genetische Disposition, umfasst unsere Persönlichkeitsmerkmale sowie Mentalitätsaspekte, etwa den Optimismus, also ob das Glas eher als halb leer oder als halb voll angesehen wird“, sagt der Professor für Finanzwissenschaft Dr. Bernd Raffelhüschen.
Auf und Ab des Abstands
Nach 1990 war der Glücksabstand zwischen Ost und West noch enorm. Er wurde kleiner, je mehr sich die wirtschaftliche Lage besserte. Im Jahr 2013 fühlten sich Ostdeutsche bisher am glücklichsten. In der Corona-Pandemie waren kaum Unterschiede zwischen West und Ost festzustellen. Das änderte sich: Jüngere Menschen, Familien, in Großstädten Lebende und Selbstständige fühlen sich normalerweise sehr glücklich. In der Pandemie waren diese, in Westdeutschland häufiger anzutreffenden, Gruppen überdurchschnittlich unzufrieden. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 wurde im Westen der niedrigste Zufriedenheitswert festgestellt. Jedoch erholten sich nach Ende des Lockdowns die Menschen schnell wieder. Bemerkenswert: Den Ostdeutschen bescheinigen Forschende mehr Resilienz. Das Lebensglück sank nur auf das Niveau von 2011 ab.
Womit Ostdeutsche zufriedener sind
- Kinderbetreuung
- Schlaf
- Schul- und Berufsausbildung
Was Westdeutsche glücklicher macht
- materielles Wohlbefinden
- Lebensstandard, Haushaltseinkommen, Vermögen
- Funktionsweise der Demokratie
Lebenszufriedenheit bessert sich, aber …
„Frauen und Familien sind wieder glücklicher, Jugendliche haben aber noch Probleme. Neue Krisen wie die Inflation bremsen die Erholung bereits spürbar. Auch der Glücksabstand zwischen Ost- und Westdeutschland weitet sich wieder aus“, so fasst es der Glücksatlas 2022 zusammen. Das Vor-Corona-Niveau 2019 ist noch nicht erreicht. Die Zahl der Unzufriedenen wird für das Jahr 2022 mit 7,4 Millionen Deutschen angegeben. Zudem: „Die Erholung wird durch Inflation und Ukraine-Krieg gebremst.“ Vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010) muss am meisten an Lebenszufriedenheit aufholen.
Große Unterschiede im regionalen Glücksranking
Viele Jahre standen die ostdeutschen Bundesländer stets am Ende der Tabelle. Das hat sich geändert. Schleswig-Holstein führt die Zufriedenheitsrangliste an, gefolgt von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Auf Platz 5 liegt mit Brandenburg ein ostdeutsches Bundesland. Sachsen-Anhalt belegt Platz 9, Sachsen Platz 10, Thüringen Platz 13. Berlin nimmt mit Platz 14 und gilt als „Sorgenregion“. Mecklenburg-Vorpommern nimmt mit dem letzten Platz 16 die Schlussposition ein.
Glück zu wünschen, bleibt also weiterhin wichtig. Damit sich die Lebenszufriedenheit in den „Sorgenregionen“ in West und Ost langfristig bessern kann, reicht Hoffen allein jedoch nicht aus.
Foto Sparschwein: DM
Menschen sind ohne materielle Sorgen glücklicher. Die Lebenszufriedenheit ist jedoch von vielen weiteren Faktoren abhängig.