Das will die Konzertierte Aktion Pflege

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stellten heute die Ergebnisse der „Konzertierten Aktion Pflege“ (#KAP) vor. Der Extrakt in einem Satz: mehr Personal, mehr Geld, mehr Ausbildung, mehr Verantwortung, mehr Digitales (in dieser Reihenfolge).

 

Ich war zur Präsentation in Berlin nicht selbst dabei und studiere noch Hunderte Seiten der veröffentlichten Papiere. Das ist mühsam, aber durchaus interessant. Viele gute Ansätze und der Blitzgedanke: „Warum erst jetzt?“ Aber besser spät als nie. Und: Was heißt eigentlich „konzertiert“? „Verabredet, aufeinander abgestimmt, übereinstimmend“, weiß der Duden.

Ich frage mich: Warum ist die Bildungsministerin am Pakt nicht beteiligt? Bezüglich (Un-)Durchlässigkeit der Bildungssysteme gebe es einigen Diskussionsbedarf.

Immerhin listet der 182 Seiten umfassende Abschlussbericht bei den an der KAP Beteiligten auch die Kultusministerkonferenz auf. Ich vermisse den Verband medizinischer Fachberufe. Das ist der Verband, der sich am ehesten für examinierte Sprechstundenschwestern einsetzen könnte. Nur ein Blick auf eine aktuelle Meldung der Website lässt ahnen, wer über Wohl und Wehe des Berufsbildes zu bestimmen scheint: Der 122. Deutsche Ärztetag 2019 beschäftigte sich auch mit dem Beruf der Medizinischen Fachangestellten. Ein Beschluss (Drucksache I-05) dokumentiert auch vor dem Hintergrund von Berufsaussteigenden „die große Bedeutung der qualifizierten Tätigkeit der Medizinischen Fachangestellten (MFA)“. Gehaltssteigerungen seien erforderlich, müssten jedoch vollständig von den Krankenkassen refinanziert werden. Die VMF-Präsidentin wies darauf hin, dass rund 30 Prozent der MFA untertariflich bezahlt werden…

Zurück zur Konzertierten Aktion Pflege. Im 22-seitigen Faktenpapier zu Entlohnungsbedingungen in der Pflege wird erläutert: „Die Einordnung der Helfer und Fachkräfte in den Pflegeberufen (Kranken- und Altenpflege) erfolgt nach der Klassifikation der Berufe (KldB 2010). Danach können Berufe nach ihrem Anforderungsniveau unterschieden werden. Helfer führen einfache, wenig komplexe (Routine-)Tätigkeiten aus, für die kein formaler beruflicher Bildungsabschluss oder eine einjährige (geregelte) Berufsausbildung erforderlich ist. Fachkräfte verfügen über fundierte Fachkenntnisse und überwiegend über den Abschluss einer dreijährigen (geregelten) Ausbildung.

Das stellt die mehr als unglückliche und aus der Zeit gefallene Berufsbezeichnung „Arzthelferin“ für examinierte Sprechstundenschwestern in ein fragwürdiges Bild. Beide sind keine Anlernkräfte.

Die vielen Tabellen bedürfen keines Kommentars, hier zwei Beispiele:

Screenshot: aus dem KAP-Faktenpapier

 

Die Ausbildungsoffensive Pflege beinhaltet folgendes:

Handlungsfeld I: Die Reform der Pflegeberufe erfolgreich umsetzen

  1. Ausbildungs- und Schulplätze bereitstellen
  1. Gemeinsam in Lernortkooperationen und Ausbildungsverbünden ausbilden
  1. Pflegeschulen bei der Umstellung auf die neuen Ausbildungen unterstützen
  1. Pflegefachpersonen hochschulisch ausbilden
  1. In der Ausbildungsoffensive zusammenarbeiten

 Handlungsfeld II: Für eine Ausbildung in der Pflege werben

  1. Mehr Menschen für eine Ausbildung in der Pflege gewinnen
  1. Die Öffentlichkeit über die neuen Pflegeausbildungen informieren

Handlungsfeld III: Ausbildung und Qualifizierung stärken

  1. Ausbildungsqualität und Ausbildungserfolg sichern
  1. Bildungskarrieren in der Pflege eröffnen
  1. Umschulung fördern
  1. Das Tätigkeitsfeld Pflege in der neuen Ausbildung weiterentwickeln

Ich ergänze als bisherigen Extrakt meiner Recherchen die Empfehlung:

  • Unbürokratische Gleichstellung von klinisch ausgebildeten Sprechstundenschwestern mit Krankenschwestern, wenn sie im pflegerischen Bereich arbeiten wollen. Dabei sollten tatsächlich erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse berücksichtigt werden.

Aufmacherfoto: Dagmar Möbius

Digitale Anwendungen können die Pflege unterstützen, aber Pflegeroboter werden menschliche Zuwendung nicht ersetzen. (Impression vom Deutschen Pflegetag 2019)

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