Note 1,0 für wissenschaftliches Neuland

Vor fünf Monaten lag eine Anfrage im Postfach, die mich spontan begeisterte. Julius Klabunde, ein 24-jähriger Medizinstudent, fragte an, ob ich ihn für eine Hausarbeit im Rahmen des Wahlpflichtfaches „Geschichte der Medizin – Gesundheitsversorgung in der DDR“, unterstützen könne.

Um die Wartezeit auf seinen Studienplatz zu überbrücken, hatte der gebürtige Hannoveraner von 2018 bis 2020 eine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten absolviert. Als das Thema „Berufsfeld“ behandelt wurde, fand er dieses Portal im Internet und erzählt: „Schon damals fand ich das Thema äußerst interessant, da ich mit meiner eigenen Ausbildung etwas unzufrieden war, insbesondere was die vermittelte medizinische Fachkompetenz anging.“

Der Hausarbeit gab er den Arbeitstitel „Sprechstundenschwestern – Ausbildung und Arbeitsalltag“. Sein ambitioniertes Ziel: „… diese auch unter Medizinhistoriker*innen eher unbekannte Ausbildung zu durchdringen und im Bezug darauf die heutigen Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse medizinischer Assistenzkräfte kritisch zu hinterfragen.“

Julius Klabunde studiert Humanmedizin.

Auch Julius Klabunde stellte fest: „Leider ist die Quellenlage insgesamt extrem dünn. Selbst in der Bibliothek des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, welches für dieses Wahlfach verantwortlich ist, findet sich kaum etwas.“

Natürlich konnte und wollte ich helfen. Aus unveröffentlichtem Recherchematerial stellte ich einige Dokumente zur Verfügung und gab Auskunft über meinen eigenen Werdegang. Auch die Hallenser Sprechstundenschwester Andrea Seidel war bereit zu einem Fachinterview.

Anfang August 2021 durfte ich die fertige Hausarbeit lesen. Dann hieß es, auf die Bewertung der Lehrkräfte zu warten. Hat sich gelohnt: Die Dozenten vergaben die Note 1,0. Neben einem Dank für diese Arbeit konnte sich Julius Klabunde über ein Kompliment freuen: „Thematisch haben Sie Neuland betreten und interessante Quellen zusammengetragen.“

Aktuell studiert der angehende Arzt im 3. Semester. Er freut sich, zahlreiche Vorlesungen mit den Studierenden des Studiengangs „Evidenzbasierte Pflege“ zu absolvieren. „In der Gesamtschau erinnert das doch stark an die Sprechstundenschwestern“, meint Julius Klabunde, der eine stärkere Anerkennung und Kompetenzerweiterung der Pflege befürwortet.

In künftigen wissenschaftlichen Arbeiten und vielleicht auch in seiner Dissertation möchte er sich Aspekten der Versorgungsforschung widmen. „Vielleicht etwas über MVZs als künftige Hauptstütze der qualifizierten ambulanten medizinischen Versorgung, insbesondere auf dem Land.“

Sicher scheint: Von diesem jungen Mann werden wir noch einiges hören und lesen.

Wer Interesse an der Hausarbeit hat, kann Julius Klabunde direkt per E-Mail kontaktieren: juklabunde[at]gmail.com .

Foto: privat

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